Das eigene Auto ist für viele ein Muss, um von A nach B zu kommen. Einen Neuwagen kann (oder will) sich aber nicht jeder leisten. Zumal vor allem das Netz mit günstigen Gebrauchten lockt, aber auch Gefahren birgt. Hier ein paar Tipps.
Ein neues Auto im Internet zu kaufen, ist längst keine Seltenheit mehr. Viele nutzen das World Wide Web, um ein neues oder gebrauchtes Autos zu erwerben. Doch gerade bei einem Online-Autokauf zeigt sich die eine oder andere Gefahr, wird der „Deal“ doch quasi über die Ferne eingefädelt. Auto-und-Motors.DE hat daher ein paar Tipps und Tricks zum Gebrauchtwagenkauf im Internet zusammen getragen.
Gebrauchtwagenkauf online: Märkte gibt es genug
Das Gute zuerst: Entsprechende Neu- und Gebrauchtwagenportale gibt es genug, etwa mobile.de. Egal ob Kleinwagen wie Ford Fiesta, eine Mittelklasse wie Kia Optima oder gar eine Oberklasse wie BMW 7er; zu finden ist schlicht alles. Auch in punkto Preise werden sowohl extrem günstige (ältere) Gebrauchtwagen, junge Jahreswagen oder sogar brandneue Autos frisch aus der Fabrik gelistet. Die Auswahl ist quasi grenzenlos. Insbesondere bei Gebrauchten dürften aber viele verunsichert sein. Ist der Wagen das Geld wert? Ist der Gebrauchte vielleicht ein Unfallwagen? Wird beim Kilometerstand geschummelt?
Hat sich der Käufer also einen (oder zum besseren Vergleich mehrere) Wagen ausgesucht, gilt es erst mal einige Dinge zu klären. Das Wichtigste – der Preis – steht dabei an erster Stelle. Hierzu hilft eine sogenannte Fahrzeugbewertung, die sogar online möglich ist. Einfach Marke, Modell und Erstzulassung sowie einige weitere Daten zum ausgesuchten Fahrzeug eingeben, schon wird ein Wert genannt. Gewisse Extras und (aufpreispflichtige) Ausstattungen sind im genannten Wert aber noch nicht enthalten, diese gilt es daher gesondert zu berücksichtigen. Trotzdem hat man schon mal einen ungefähren Wert. Liegt der Gebrauchtwagen nun deutlich über diesen Wert, kann man entweder handeln oder sich anderweitig umschauen. Liegt der Wagen hingegen unter dem Wert der Fahrzeugbewertung, könnte es sich um ein Schnäppchen handeln. Möglicherweise ist mit dem Gebrauchten aber auch etwas faul.
Neuer Gebrauchter: Ohne persönlichen Check geht nix
Von daher geht es nun direkt in die Praxis. Ohne Anschauen und vor allem eine Probefahrt wird kein Kauf abgeschlossen. Kleiner Tipp: Wenn Sie selbst keine Ahnung von Autos haben, nehmen Sie einen Fachmann mit. Alternativ lohnt ein Fahrzeugcheck in der Werkstatt oder bei TÜV, DEKRA und Co. Das kostet zwar Geld, kann aber vor einem teuren Fehlkauf bewahren. Doch schon beim „Eigencheck“ lassen sich mögliche Mängel entdecken. Achten Sie auf:
- Rost, Lack- und Unfallschäden an der Karosserie
- Risse und Beulen in Felgen und Reifen
- Risse und Steinschlag in Scheinwerfer und Rücklichtern
- Risse und Steinschlag in den Scheiben
- Motor: Dichtigkeit und Öl am Peilstab
- Brems- und Kühlflüssigkeit, Bremsbeläge
- Wasserspuren im Fahrzeuginneren (undichte Fenster)
- Funktion elektrischer Fensterheber, Spiegel, Sitzheizung etc.
Zerkratzte Felgen verraten eine eher rabiate Fahrweise mit öfteren Bordstein-Kontakt, was wieder auf Gummis und Lenkung geht. Steinschlag in den Scheiben kann ebenfalls teuer werden, eine neue Windschutzscheibe kostet schnell 500 Euro. Tipp: Nehmen Sie sich Zeit und machen Sie die Probefahrt möglichst bei gutem Wetter. Im Sonnenschein und dem richtigen Blickwinkel sind Dellen und neu lackierte Stellen schnell entdeckt. Regen wiederum lässt so manche Delle gnädig verschwinden. Schauen Sie auf den Tacho. Ein Stand von eher mageren 25.000 Kilometern passt nicht mit abgewetzten Sitzen und einem abgegriffenen Lenkrad überein, 120.000 Kilometer schon eher.
Bei der Probefahrt achten Sie auf Bremsen, Kupplung, Lenkung, Motor. Und noch mal: Wer unsicher ist, schaut bei TÜV, DEKRA oder ADAC vorbei. Ein Gutachten kostet je nach Anbieter 35 bis 80 Euro. Tipp: Eine gute Checkliste (PDF) gibt es auf adac.de.
Unterlagen und Papiere für Ummeldung und TÜV-Termin
Als nächstes überprüfen Sie sämtliche Unterlagen und Papiere des Autos, die bei einem Kauf ohnehin ausgehändigt werden müssen. HU und Abgasuntersuchung sollten noch mindestens zwölf Monate gelten. Vergleichen Sie die Nummern (Fahrgestell, Kennzeichen, etc.) mit den Angaben in den Papieren. Schauen Sie sich Rechnungen von Reparaturen und Wartungen an, ebenso das Scheckheft oder Serviceheft. Bei Reimporten ist die Eintragung im Kfz-Brief (Zulassungsbescheinigung Teil II) wichtig. Eventuelle Umbauten – Stichwort Tuning – müssen ebenfalls im Kfz-Brief vermerkt sein.
Folgende Unterlagen sind schließlich ein Muss, um den Kauf und ebenso die Ummeldung des Gebrauchten überhaupt erledigen zu können.
- Musterkaufvertrag (inkl. Anzeige Zulassung/Versicherung)
- Ausweis/Reisepass
- Fahrzeugschein (Zulassungsbescheinigung Teil I)
- Fahrzeugbrief (Zulassungsbescheinigung Teil II)
- Bescheinigung letzte HU/AU
- Scheckheft/Serviceheft
- Rechnung von Wartungen und Reparaturen
- bei Unfällen: Bilder und Gutachten
- sämtliche Fahrzeugschlüssel und/oder Codekarten
- Bedienungsanleitung
- ABE/ Teilegutachten für Tuningteile/-zubehör
Wenn Sie mit einem Dritten verhandeln, Verkäufer und Fahrzeughalter also nicht die gleiche Person sind, verlangen Sie unbedingt eine Verkaufsvollmacht. Ein Kaufvertrag ist grundsätzlich schriftlich zu fixieren. Fallen Sie nicht auf Ausreden wie „Ich verkaufe den Wagen für einen Freund“ herein. Mit der Floskel umgehen Händler gern ihre Gewährleistungspflicht (zwei Jahre). Apropos Gewährleistungspflicht: Wer auf diese Wert legt, MUSS bei einem Händler kaufen. Bei einen Privatverkauf gilt die „Garantie“ nicht.
Notverkauf und Rentnerauto: Tricks der Verkäufer
Zuletzt noch ein paar kleine Tricks, die gern von gewieften Verkäufern angewandt werden. Regel Nummer eins: Nehmen Sie niemals Bargeld oder maximal eine Anzahlung mit. Die volle Summe gibt es erst nach einem Kaufvertrag via Überweisung oder bei Fahrzeugübergabe (gegen Quittung). Ist der Wagen bereits abgemeldet und sind auch keine roten Kennzeichen vorhanden, eine Probefahrt somit unmöglich, Finger weg vom Kauf.
Apropos Probefahrt: Drehen Sie eine richtige „Runde“, möglichst mit Autobahn. So mancher Defekt an Rädern oder Stoßdämpfern ist erst ab 110 km/h zu spüren, also geben Sie ruhig Gas. Bei der Probefahrt ist es zudem clever, das Radio auszuschalten und die Ohren aufzusperren. Auch der Verkäufer – wenn denn dabei – hat in der Zeit Sendepause.
Einige typische Floskeln sind übrigens nicht immer so positiv gemeint, wie man denkt. Renterfahrzeuge sind zwar gepflegt und wenig bewegt worden, dafür können Gänge eingerostet oder die Kupplung fertig sein. „Alle Extras“ heißt nicht unbedingt Vollausstattung. Sondern allein alle Extras, die der Erstbesitzer (und Neuwagenkäufer) wollte. Ein Notverkauf steht meistens als Synonym dafür, dass der Wagen schnell verkauft werden muss, weil teure Reparaturen anstehen. Möglicherweise soll die Floskel auch einen Schnäppchenpreis vortäuschen. Denken Sie also an eine Fahrzeugbewertung und einen Check durch den Fachmann. „Garagengepflegt“ deutet zwar tatsächlich auf eine Garage als „Obdach“ hin. Andererseits aber auch, dass der Wagen samt typisch-winterlicher Salzkruste in der warmen und möglicherweise schlecht belüfteten Garage vor sich hin oxidieren durfte. Zumal in der Garage oft genug noch Motorrad, Fahrrad und Rasenmäher geparkt sind. Kratzer am Auto sind quasi vorprogrammiert.